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Arno Surminskis 90. Geburtstag

Aufräumen auf dem Friedhof von Jäglack zu Ehren des 90. Geburtstags von Arno Surminski

Wenn in Deutschland das Stichwort 90. Geburtstag fällt,
wird den meisten Dinner for one einfallen.
Der 90. von Arno Surminski war aber alles andere als eine
einsame Veranstaltung. 120 Gäste hatte er zu einer
Schifffahrt auf der Elbe eingeladen und alle, alle kamen.
Zeitgleich passierte 1000 km östlich Folgendes: In seinem
Geburtsort Jäglack heute „Jegławki“ fanden sich 27
Personen auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof
zusammen. Vom Kindergarten- bis zum Rentenalter,
Frauen und Männer im besten Alter, Leute aus dem Dorf,
ganze Familien aus Masuren, zum Teil 75 km weit entfernt
wohnend. Darunter die Leiterin der Amtsgemeinde
SROKOWO (früher Drengfurt) und 6 Dorfschulzen aus dem
Amtsbezirk.
Und was machten sie da? Sie räumten den Friedhof auf.
Wobei Aufräumen eine schwere Untertreibung ist.
Man muss dazu wissen, dass der evangelische Friedhof
von Jäglack total verwildert war. Manche Leute vor Ort
wussten nicht einmal, dass sich auf diesem kleinem Hügel
ein Friedhof befindet. Seit dem Krieg hatte sich niemand
darum gekümmert. Anlässlich eines Besuchs vor fast 20
Jahren, sagte Arno Surminski: „Da liegen meine Vorfahren,
aber da kann man nicht hin, da kommt man nicht durch, zu
viel Gestrüpp, zu viele Brennnessel.“
Am 31. August rückte also der Arbeitstrupp der 27 an und
es wurden Bäume gefällt, Brombeerbüsche entwurzelt,
Grabkreuze ausgegraben, Grabumrandungen frei gelegt.
Die ganze Fläche frei geräumt. Alle hatten ihr Arbeitsgerät
dabei. Aber auch Essen und Trinken, inclusive
Geburtstagstorte, Biergartentische und Bänke.
Auch das obligatorische polnische Geburtstagsständchen
„Sto Lat“ durfte nicht fehlen. Die meisten waren schon sehr
geübt darin, die evangelischen Friedhöfe aufzuräumen,
Platten und Kreuze zu behandeln, Schriften neu
aufzutragen.
In Masuren gibt es viele Privatpersonen, Vereine und
Organisationen, die es sich zur Aufgabe gestellt haben, die
evangelischen Friedhöfe wieder herzustellen, so dass sie
zugänglich und und schön anzusehen sind.
Das kulturelle Erbe der Landschaft, in der sie jetzt leben,
wollen sie verstehen, bewahren, beschützen.
Die Organisationen alle zu nennen, würde hier den Rahmen
sprengen. Federführend an diesem Tag waren mal wieder
der Verein Blusztyn (Stowarzyszenie „Blusztyn”), mit
seinem Vorsitzenden Cezary Korenc und die Familie Grygo
aus KRUTYN.
Im letzten Jahr wurden übrigens Cezary Korenc und Maria
Grygo mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Nun also Jäglack, um Arno Surminski zu ehren.
Sie brachten gleich eine Steinplatte mit, worauf alle
Vorfahren Arno Surminskis eingetragen waren. Das Ganze
wurde mit Fotos und Filmen dokumentiert und direkt aufs
Schiff gesendet.
So eine schöne Überraschung. Arno Surminski sagte dazu:
„Das ist einmalig. Es ist geeignet die Verbindung der alten
Ostpreußen mit den jetzigen Bewohnern zu stärken.“
Und leicht schmunzelnd:
„Ich glaube, in Polen bin ich berühmter als hier!“

Christian von Redecker, 22. September 2024