Strobjehnen

Kulikowo – Strobjehnen

Strobjehnen war ein kleines Dorf, 1400 als Strobyein urkundlich genannt, mit einer ausgeprägten Gemeindeweide an der See, der Palwe. Bereits am 19. Juli 1336 verlieh der Oberste Marschall und Komtur von Königsberg, Heinrich Dusemer, den Prußen Mnyslicz und Nerweketz von Peidimiten hier 3 Haken zum Recht der Freien. Die Siedlung besaß bis 1945 ihren alten Dorfcharakter.

1874 wurde der Amtsbezirk Strobjehnen gebildet, den man jedoch 1910 wieder auflöste und in den Amtsbezirk Pobethen überführte.

Im Jahr 1798 fand in Strobjehnen der Scharwerksbauer Gottfried Rohde beim Korn säen einen goldenen, mit Reliefdarstellungen verzierten Armreif. Er war 25 cm lang, wog 347 Gramm und wies kunstvoll herausgearbeitete Kampfszenen auf, die vermutlich auf eine handfeste Auseinandersetzung zwischen Prußen und Skandinaviern hinweisen. Er kam zunächst in die Königliche Schatzkammer und von dort in das Berliner Museum für Völkerkunde, wo es ein Prunkstück darstellte. Es gibt ein Buch von Prof. Kulakow vom Nationalen Archäologie-Institut Russlands über diesen Goldreif, dessen Inhalt vom Verlag Marie Leidorf GmbH wie folgt zusammengefasst wird: „Anhand des 1798 in Strobjehnen, Ostpreußen, gefundenen reliefverzierten Goldarmbandes, das in die Sammlung des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte gelangte, werden die Beziehungen zwischen Prussen und Steppenvölkern exemplarisch verdeutlicht. Das Armband zeigt Kampfszenen, die eindeutig awarisch beeinflußte Details in Tracht und Habitus der Figuren aufweisen. Es wird versucht, die Darstellung mit den in Grunaus Preußischer Chronik geschilderten Ereignissen einer Auseinandersetzung zwischen Prussen und Südskandinaviern im 8. Jh. n.Chr. in Verbindung zu bringen. Einflüsse der Steppenvölker lassen auch durch die in prussischen Gräbern enthaltenen Teile von Reiterkriegerausrüstungen erkennen. Diese Kontakte können auf zwei Phasen festgelegt werden: Vom 6. bis zum 8.Jh. bestanden Verbindungen zu den Awaren, von der 2. Hälfte des 8. Jhs. an zu den von Südosten vordringenden Turkvölkern.“

Wladimir Iwanowitsch Kulakow: Der Goldreif von Strobjehnen und seine Bedeutung im Beziehungsgeflecht von Prussen und Steppenvölkern

Der Armreif galt nach dem 2. Weltkrieg lange als verschollen. Plötzlich jedoch wurde er im Puschkin-Museum in Moskau wieder angefunden und war Bestandteil der Ausstellung „Merowingerzeit – Europa ohne Grenzen, Archäologie und Geschichte des 5. bis 8. Jahrhunderts“, die vom 12. März bis 13. Mai 2007 in der Eremitage in St. Petersburg stattfand.

Das ist die eine Seite des goldenen Dörfchens. In neuester Zeit entsteht hier eine der fünf exklusiven Glückspielzonen neben Primorsky Krai nahe Wladiwostok, Altai, Asow und neuerdings Sotschi auf der Krim, die Präsident Putin für ganz Russland festgelegt hat. Bis 2018 sollen hier ein Spielkasino mit 40 Roulette- und Kartenspieltischen sowie mit rund 800 Spielautomaten, ein VIP-Kasino, drei Restaurants, mehrere Bars, ein 4-Sterne-Hotel und ein Spa-Komplex entstehen. Die Investorenfirma „Royal Time Group“ stehe bereits in Kontakt mit potenziellen Geschäftspartnern, die sich in der Unterhaltungsindustrie weltweit einen Namen gemacht haben. Sie hofft, in Amberland künftig Besucher aus dem Kaliningrader Gebiet, aus Kernrussland und dem Ausland begrüßen zu können. Die Spielhalle „Magic Crystal“ ist dem Vernehmen nach geöffnet.[1] Die vollständige Entwicklung dieser Zone soll bis 2029 mit einem Aufwand von 45 Mrd. Rubel erfolgen und einen Touristenstrom von über 1 Million Besucher /Jahr anziehen. Es gibt aber auch online-Spielmöglichkeiten.

Investoren in die Glücksspielzone in Kulikowo können auf eine Eigentumsüberschreibung für die Grundstücke rechnen, in die sie investieren. Die Kaliningrader Gebietsregierung hat das Gebietsparlament gebeten, einer entsprechenden Gesetzeskorrektur zuzustimmen.

Inzwischen ist diese Planung ins Stocken geraten, denn das üppige Freizeitzentrum musste wegen finanzieller Engpässe der Investoren auf Eis gelegt werden. Aber das Glücksspielcasino in Strobjehnen gilt mit einer Fläche von 18.000 m² als größte Einrichtund dieser Art in Europa.[2]

[1] Unser schönes Samland, Hersbst 2016, S. 51
[2] Glückspiel bringt Millionen ein, Unser schönes Samland, Frühjahr 2020, S. 75